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Denksteineinweihung für Johanna und Louis Simon
Mittwoch, 2. Juni 2020 um 14.00 Uhr
Ludwigstr. 31, 18055 Rostock

Der „Verein der Freunde und Förderer des Max-Samuel-Hauses e. V.“ lädt zur öffentlichen Enthüllung von zwei „Denksteinen“ ein. Die Verlegung der Steine wird möglich durch Spenden von Georg und Karin Moll, Rostock, und Schülerinnen und Schülern der Europaschule Rövershagen und erfolgt am letzten Rostocker Wohnort des Ehepaars Johanna Simon, geb. Baumgarten und Louis Simon.

Louis Simon wurde 1877 in Hagenow geboren. Sein Vater Julius stammte aus Hagenow, seine Mutter Anna Michaelis aus Ludwigslust. Sie war seine zweite Frau. Louis hatte einen fünf Jahre älteren Halbbruder, Siegmund Simon.
Louis erlernte den Beruf des Kaufmanns und arbeitete zuerst als Handlungsgehilfe bei Hermann Hirsch in Güstrow. Er gehörte laut Volkszählung 1900 zum Haushalt der jüdischen Kaufmannsfamilie. Bislang ist unbekannt, wann und wo er seine Frau Johanna kennenlernte und heiratete. Sie wurde in Verden / Hannover geboren. Möglicherweise fand die Heirat um 1910 statt, nachdem er ausgelernt hatte. Über Kinder gibt es keinen Nachweis. Zu Beginn des I. Weltkrieges war Louis Simon 37 Jahre alt. Da die Wehrpflicht für Männer bis 45 Jahre galt, kann er noch am Krieg teilgenommen haben.
1938 und 1939 wird Louis Simon wieder in den Quellen erwähnt: Nach der Pogromnacht wurde er mit zwei weiteren Männern aus Waren am 10. November 1938 in sogenannte Schutzhaft in das Landeszuchthaus Altstrelitz gebracht. 166 jüdische Männer aus Mecklenburg waren für mehrere Wochen und Monate grundlos inhaftiert. Louis Simon war einer der wenigen, die bereits nach einer Woche wieder freikamen. Entweder versuchte seine Frau, die Emigration voranzutreiben oder er wurde als Frontkämpfer des I. Weltkrieges bevorzugt. Denn nur mit dem Nachweis eines von beidem war eine frühzeitige Entlassung aus dem Zuchthaus möglich.
Vor 1938 lebte das Ehepaar in Güstrow oder in Verden, der Heimat von Johanna.
Nachdem Louis aus dem Zuchthaus entlassen war, konnten sie nicht mehr in Waren bleiben. Die jüdischen Geschäfte, Häuser und Wohnungen wurden am 10. November demoliert. Die wenigen jüdischen Bürger waren in der Stadt bekannt, fühlten sich beobachtet, verfolgt, wurden ausgegrenzt. Louis und Johanna zogen nach Oktober 1939 nach Rostock. Dort lebten noch etwa 100 als Juden Verfolgte. Offen ist, ob die Simons aus Mangel einer anderen Unterkunft sofort zur Familie Danziger in die Ludwigstraße 31 zogen, oder erst nach der Bombardierung Rostocks im April 1942. Ein großer Teil der Innenstadt wurde zerstört, viele Einwohner flohen aufs Land zu Verwandten oder Freunden. Den Juden blieb dieser Ausweg nicht.
Johanna und Louis Simon wurden im November 1942 mit 13 weiteren vor allem älteren Juden aus Rostock von Neustrelitz aus nach Berlin deportiert. Dort mussten sie in der Sammelstelle Große Hamburger Straße auf den nächsten Transport am 29.11.1942 warten. Es war der 23. Osttransport mit insgesamt 1.001 Menschen. Louis Simon wurde am folgenden Tag in Auschwitz ermordet. Er wurde 65 Jahre alt. Johanna starb vier Monate später, am 24.03.1943, mit 57 Jahren.

Mit den Steinen für Johanna und Louis Simon werden 70 Denksteine in Rostock verlegt sein.

Wir bitten die TeilnehmerInnen, die Maßnahmen gegen die Verbreitung von Corona einzuhalten: Tragen Sie einen Mund-Nasen-Schutz, halten Sie Abstand.

Der Vorstand des Vereins der Freunde und Förderer des Max-Samuel-Haus e.V.