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Foto: Münchner Wochenanzeiger

Vortrag
Dr. Jan Mühlstein: „Theresienstadt als Familiengeschichte“

Donnerstag, 16. März 2023 um 18.30 Uhr

7 € Eintritt (bis 18 Jahre und Student:innen mit AStA-Kulturticket frei)

 

Kulturticketlogo transparent

Wie in vielen Teilen Europas begann die jüdische Emanzipation in Böhmen Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts, und zwar durch das „Toleranzpatent“ von Kaiser Joseph II. Die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung der böhmischen Juden

wurde 1918 in der aus dem zerfallenen Habsburger Reich entstandenen Tschechoslowakischen Republik unter ihrem ersten Präsidenten Thomas G. Masaryk vollendet.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten flohen politische Gegner und viele Juden aus Deutschland in die Tschechoslowakei. Doch mit dem Münchner Abkommen von 1938 und der Errichtung des „Reichsprotektorats Böhmen und Mähren“ 1939 bot sich auch dort kein Schutz mehr. Ein Großteil der jüdischen Bevölkerung wurde im Konzentrationslager Theresienstadt interniert und von dort in andere Lager verschleppt und ermordet. Nur eine Minderheit der böhmischen Juden überlebte die Shoa.
Am Beispiel seiner Familie, deren Geschichte er bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen kann, spricht Jan Mühlstein über die Emanzipation der Juden in Böhmen und die Zäsur durch den Holocaust: Seine Eltern wurden 1941 von Prag nach Theresienstadt deportiert, von dort wurde sein Vater 1944 nach Auschwitz und seine Mutter in ein Arbeitslager nach Sachsen gebracht. Der Vater konnte auf dem Todesmarsch im Januar 1945 zur Roten Armee fliehen, seine Mutter erlebte die Befreiung im KZ Mauthausen.

Dr. Jan Mühlstein wurde 1949 in Most / Brüx in der Tschechoslowakei geboren und wuchs in einer deutschsprachigen jüdischen Familie auf. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings emigrierte er nach Deutschland. In München studierte und promovierte er im Fach Physik und war später als Wirtschaftsjournalist tätig. Er ist Mitbegründer der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom in München, deren Vorsitzender er lange Jahre war. Derzeit ist er Vorsitzender der Stiftung Synagoge Beth Shalom. Von 1999 bis 2011 war er Vorsitzender der Union Progressiver Juden in Deutschland.